Brief an Ernst Först
Jan-Wilhelm Hammerschmidt, ein Reiter der sechziger Jahre, schreibt über seinen damaligen Reitlehrer, der u.a. auch der Meinige war, Erich Hoffmann, Bredeneek (später Eutin), folgenden Brief an mich:
„Sehr geehrter Herr Först,
meine Eltern nahmen Erich Hoffmann nach Depenau, wo er dann noch ein wenig Reitunterricht gegeben hat. Damit einher ging der Erwerb seiner letzten beiden Pferde: „Hinsicht“ war eine Trakehner Stute mit einer Elchschaufel als Brand. Sie war von Beckmann in Seegalendorf gezogen worden. Das andere Pferd war „Ronny“, eines der Panje-Pferde, das damals nach Aussage unseres Tierarztes mindestens 30 Jahre alt war.
Erich Hoffmann lebte bis 1962 in Depenau. Wo er dann verstarb. Er ist in Wankendorf begraben. Er hatte damals 3 Kinder, über deren Verbleib ich nichts weiß.
Erich Hoffmann war ein Kavallerist alter Schule: Konsequent bis ins Letzte. Die Pferde waren sein Leben. Auch wenn meine Eltern nach dem Tod von Erich Hoffmann Hans-Jürgen Huck aus Lübeck für die Dressurausbildung ihrer Kinder holten, waren die Grundausbildung, der Sitz und das Fundament der reiterlichen Ausbildung vor allem das Werk von Erich Hoffmann. Wenn er mit der langen Peitsche in der Mitte der Bahn stand und uns Reiter gelegentlich mit der Schnur traf, dann pflegte er zu sagen: „Entschuldigung. Ich wollte das Pferd treffen“. Wir wussten aber genau, dass er das Pferd gar nicht treffen wollte, denn in der Regel hatten wir den Fehler gemacht.
Ich habe meine Tochter, seitdem sie auf der Gläserkoppel reitet, immer wieder mal den „St.Georg“ gekauft. Da war in den vergangenen Monaten ein Streit über die solide Dressurausbildung drin. So wurde von Christine Stückelberger, Dressurweltmeister der 80er Jahre, Klage darüber geführt, dass die Siegerpferde bei der Dressur heute nicht mehr still stehen können. Das habe ich in den letzten Jahren auch regelmäßig in Neumünster festgestellt. Wenn ein S-Dressur-Pferd sich bei der Siegerehrung die goldene Schleife abholt, dann muss es still stehen. Das ist heute aber ein einziger Zirkus. Das wäre bei Erich Hoffmann undenkbar gewesen. Insofern sage ich zu seiner Person: Solche Experten gibt es leider nicht mehr! Bei seinem Reitunterricht ging es nicht um goldene Schleifen. Sein Ziel war das durchgerittene Pferd, entspannt, aufmerksam und ohne Scheu. Der Reiter absolut diszipliniert, konsequent, aber immer fürsorglich mit seinem Gefährten. Reiter und Pferd zusammen eine Einheit, die nur gemeinsam zu guter Leistung kommen konnten.“